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Psychische Anzeigen

Alkohol wird vor allem wegen seiner Wirkung auf die Psyche getrunken. Und da verursacht er auch zuerst Veränderungen. Ob und wann diese Veränderungen zu einem Problem werden, hängt von vielen Faktoren ab.

Die Gedanken von Suchtkranken zeigen jedoch eine bemerkenswerte Ähnlichkeit. Bei den psychischen Folgeerscheinungen von übermäßigem Alkoholkonsum muss man zwischen akutem und chronischen Symptomen unterschieden. Jeder weiß, dass er im Rausch anders reagiert als nüchtern: enthemmter, unkritischer, entspannter und zuweilen auch aggressiver. Oder er fühlt sich - sehr subjektiv allerdings - nach ein, zwei Gläsern plötzlich viel kreativer und voller Schaffensdrang.
Das hängt mit der Unterdrückung von hemmenden Nervenimpulsen im Gehirn zusammen. Alle diese Veränderungen hören auf, sobald die Wirkung der  Droge nachlässt. Nach großen Alkoholmengen macht sich dann der berühmte Kater breit, teilweise aufgrund der akuten Vergiftung durch die Abbauproduktion des Alkohols, teilweise aber auch, weil die euphorische Stimmung plötzlich wie weggeblasen ist. Einige überwiegend psychische, aber schon chronische Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum treten schon nach mehreren Monaten auf. Schlafstörungen, unbegründete Angstzustände, auffällige Wutausbrüche oder der Hang, sich immer mehr zurückzuziehen, sind typische Symptome. Gleichzeitig kreisen die Gedanken immer häufiger um das Thema Alkohol; und die Betroffenen verlieren zunehmend die Fähigkeit, ihren Konsum zu kontrollieren.
Spricht man einen Alkoholgefährdeten auf sein Problem an, so kann man sicher sein, dass er alles leugnet und die vernünftigsten Gegenargumente vorbringt. "Dschungellogik" nennt man so etwas, und es ist ein wichtiges Indiz für einen beginnende Abhängigkeit. Wer keine Probleme mit Alkohol hat, gibt gerne zu, Mal über den Durst getrunken und einen Rausch gehabt zu haben. Eine der medizinischen Folgen der Alkoholsucht macht das sehr deutlich: Die Polyneuropathie. eine körperliche Erkrankung vieler langjähriger Alkoholiker, ist eine Folge degenerierter Nerven, und zwar vor allem der peripheren Nerven, die im Körper für die Bewegung und Empfindung zuständig sind. ein unsicherer Gang, Zittern und Schmerzen in den Beinen sind die Folge. Wenn freilich diese Nerven bereits geschädigt sind, dann haben die Nerven im Gehirn natürlich genauso gelitten! Allerdings verursacht sie keine Schmerzen, und das Ausmaß ist nicht so offensichtlich. Ein Trost dabei ist, dass diese Schäden bei Abstinenz zum Teil umkehrbar sind. Zuerst bilden sich nur die feinen Seitenäste der Nervenzellen zurück, und sie Vernetzungen werden weniger zahlreich.
Erst zuletzt stirbt der Nerv ganz ab. Dann hilft allerdings kein Mittel und keine Frischzellenkur mehr! Nervenzellen haben die Fähigkeit, sich zu teilen, sich so neu zu bilden, im Laufe der Embryonalentwicklung verloren. Die zweite mögliche Folge von Alkoholbedingten Hirnschäden ist die Wernicke-Enzephalopathie. Auch sie tritt meist erst nach langem exzessiven Missbrauch auf. Die Augenmuskeln sind gelähmt, die Körperbewegung stark gestört, und die Patienten schlafen unnatürlich lange. Die dritte psychische Folgeerscheinung von übermäßigem Alkoholkonsums, die Alkohol-Halluzinose, kann auch relativ junge Trinker treffen. Anscheinend gibt es Menschen mit einer Disposition für diese ausgesprochen unangenehme Krankheit. Den Betroffenen erscheinen Stimmen - meist von bedrohlichem und beschimpfendem Inhalt -, sie spüren eingebildete Körperempfindungen oder sehen Bilder, die an die berühmten "weiße Mäuse" erinnert. Manchmal bilden sich die Symptome bei Abstinenz zurück; man sagt aber, wer nach sechs Monaten noch nicht beschwerdefrei sei, werde sie wahrscheinlich nie wieder los. Auch von kribbelnden Tieren unter der Haut, die natürlich nicht existieren, aber als solche wahrgenommen werden, wird berichtet.
Solche Patienten fallen häufig dadurch auf, dass sie parasitologische Institut aufsuchen oder ihre Kleider irgendwo im Wald verbrennen. Eine weitere psychologische Komponente der Sucht sollte man nicht vergessen. Niemand wird freiwillig und grundlos Unmengen einer bekanntermaßen giftigen Substanz zu sich nehmen.

Jahrelanger Alkoholmissbrauch verändert die Psyche nicht nur für den Moment, sondern auch auf lange Sicht. Daran sind die Veränderungen der Nervenzellen, ihr fortschreitender Abbau und  die Umstrukturierung ihrer Vernetzung schuld. Auf diese Weise zerstört Alkohol zunehmend auch das Gehirn. Und da sind sich zuminderst die Anatomen einig: das Gehirn ist der Sitz dessen, was wir "Seele" nennen.

Drei der schlimmsten Degenerationserscheinungen des Gehirns seien im Folgenden aufgeführt:

Die erste ist das Korsakow-Syndrom. Es tritt häufig erst nach jahrzehntelangem Missbrauch auf und führt zu immer stärkerer Orientierungslosigkeit in Raum und Zeit. Das Langzeitgedächtnis ist stark beeinträchtigt, die Patienten neigen zum Fabulieren (= phantasievoll erzählen), wenn man sie nach der Vergangenheit befragt.

Das heißt: Wer Alkohol in übermäßigen Mengen trinkt, hat wahrscheinlich schon vorher psychische Probleme und hat versucht, diese mit Alkohol zu lösen - oder verdrängt. Wir haben es also insgesamt mit mindestens vier psychischen Komponenten zu tun:

  • Kontrollverlust, also der Unfähigkeit, nach einem Glas wieder aufzuhören
  • Einengung der Gedanken auf das Thema Alkohol
  • Alkoholbedingte Veränderung des Gehirns und
  • ungelösten Problemen als Ursache der Sucht.

Wer lange mit der Sucht kämpft, vergisst manchmal die ursprüngliche Ursache seines Alkoholmissbrauchs. Es ist aber eine bekannte Regel von trockenen Alkoholikern wie von Therapeuten, dass es nicht genügt, nur mit den Trinken aufzuhören. Auch die ursächlichen Probleme müssen aufgedeckt und bearbeitet werden, damit ein neues Lebenskonzept gefunden und realisiert werden kann.

Das gestörte Leben verändern zu helfen ist Aufgabe einer psychotherapeutischen Betreuung. Entsprechend der Vielzahl der möglichen Auslöser ist die Verarbeitung der Prozesse allerdings sehr aufwendig. Zur Zeit werden von den Krankenkassen verschiedene Therapieformen finanziert.

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