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Johari Fenster

Im Alltag machen wir uns relativ schnell ein Bild von anderen Menschen,
wobei dieses nur teilweise das Ergebnis sorgfältiger Beobachtung und Auswertung dessen ist,
was wir in Erfahrung bringen können.

Vielmehr entwickeln wir auf der Grundlage von Erfahrungen spontan ganz bestimmte Urteile und Eindrücke. Wir verallgemeinern das Beobachtbare, ordnen das Wahrgenommene in gedächtnismäßig gespeicherte Schemata, Raster und Schubladen ein, ergänzen das Wahrgenommene durch Annahmen und Denkgewohnheiten.

Wann immer wir es mit anderen Menschen zu tun haben, machen wir uns also spontan ein Bild von ihnen: welche Eigenschaften sie besitzen, welche Bedeutung sie für uns haben. Jeder Freund, Bekannte, Nachbar, aber auch Personen, die uns auf der Strasse begegnen, werden in irgendeiner Form, sei es in bezug auf ihr Aussehen, ihr Auftreten von uns beurteilt. Gleiches gilt für Gruppen von Menschen, wie die eigene Familie oder den Kollegenkreis.

Im Alltag treffen wir immer wieder mit uns unbekannten Menschen zusammen und wollen wissen, welche Absichten und Motive sie verfolgen, welche Interessen sie haben.
Zu wissen, was andere, mit denen wir umgehen, an Absichten verfolgen, ist für uns häufig sehr wichtig. Zu wissen, was andere an Interessen haben, hilft uns, uns adäquat zu verhalten, uns auf sie einzustellen, ihr Verhalten zu verstehen, es womöglich vorauszusehen, uns vor Überraschungen zu schützen.
Viele Menschen streben danach "selbst-bewusster" zu werden. So getrennt geschrieben zeigt das Wort, dass es etwas mit dem Wissen über die eigene Person zu tun hat.

Genaues Wissen über die eigenen Stärken und Schwächen, Vorurteile, Abneigungen, die Wahrnehmung der Umwelt über die eigene Person, die eigenen Wünsche und Ziele, das eigene Wertesystem und die eigene Ängste helfen, sich seiner "Selbst bewusster" zu werden.

Es gibt jedoch in der eigenen Wahrnehmung Lücken, Verzerrungen und Schutzmechanismen, die verhindern, dass unser Wissen über uns vollständig bzw. "richtig" ist.

Die amerikanischen Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham von der University of California (1972) entwickelten ein grafisches Modell, welches Veränderungen von Fremd- und Selbstwahrnehmung abbildet und das in seiner zeitlosen Einfachheit auch heute noch die gleichen Möglichkeiten bietet.


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Die einzelnen Bereiche des Fensters zeigen auf, welche Aspekte uns bzw.
unserer Umwelt bewusst bzw. nicht bewusst sind.

 
A: Die Öffentliche Person
Dieser Teil des gemeinsamen Wissens beinhaltet jene Aspekte unseres Verhaltens, das uns selbst und unseren Mitmenschen bekannt ist. Da wir dieses Verhalten kennen, kann es (bis auf unveränderbare Handlungen), wenn gewünscht, verändert und die Reaktionen unserer Umwelt beobachtet werden.


B: Die Privatperson
Die Aspekte unseres Denkens und Handelns, die wir bewusst vor unserer Umwelt verbergen bzw. nicht bekannt gemacht haben, finden sich in diesem Teil des Johari-Fensters.

Unsere "heimlichen Wünsche", unsere "empfindlichen Stellen" und "tiefen Ängste" sind hier Beispiele. Bewusst können wir an diesen Punkten arbeiten, sie mit den uns wichtigen Menschen besprechen und uns gezielt andere Verhaltensmöglichkeiten erarbeiten.

Das "Coming out" (Herauskommen) von homosexuellen kann hier als Beispiel angeführt werden. Jahrelang können diese Neigungen im Bereich der "Privatperson", also verborgen vor der Umwelt, gelegen haben und durch das aktive Bekanntmachen (Coming out) wurde es zu einem Teil der "Öffentlichen Person".


C: Der blinde Fleck
Hier befindet sich der Anteil unseres Verhaltens, den wir selbst nicht über uns wissen. Unsere Umwelt hingegen nimmt diese Verhaltensweisen wahr.

Diese unbewusste Gewohnheiten und Verhaltensweisen können bewusst werden, wenn wir die Hinweise unserer Umwelt in Form von Feedback (auch Verärgerung, Konflikte) bewusst aufnehmen bzw. aktiv erfragen. Der "blinde Fleck" kann so aktiv verkleinert werden.

Diese Arbeit kann uns helfen mehr über uns zu erfahren und wo gewollt und
möglich Veränderungen im Verhalten herbeizuführen.

Beispiele für „blinde Flecken sind:

  • Arrogant wirkendes Auftreten
  • abwehrende Verhaltensweisen bei Kritik
  • Eindruck von Gesprächspartnern, dass wir nicht zuhören
  • einem selbst nicht bewusste Gewohnheiten
  • Vorurteile
  • Körpersprache und Reaktionen

 
D: Unbekanntes
Dieser Teil umfasst den unbewussten Bereich, der weder uns noch unserer Umwelt unmittelbar zugänglich ist.
In der Tiefenpsychologie wird dieser Teil als "unbewusst" bezeichnet und kann dort zum Gegenstand der Arbeit werden.

Beispiele sind hier unsere verborgenen Talente, ungenützte Begabungen oder traumatische Erlebnisse, die sich zwar in bestimmten Verhaltensweisen, Antrieben oder psychosomatischen Reaktionen auswirken, aber deren Ursachen unklar sind und weder uns noch unserer Umwelt bewusst bzw. bekannt sind.

Mensch, erkenne dich selbst, dann weißt du alles.
(Sokrates, griechischer Philosoph, 470 - 399 v. Chr.)


Wer mehr über sich erfahren möchte, für den ist die Umwelt ein wertvoller Helfer.
Sie ist ein Spiegel des Verhaltens, der nutzbar ist um durch Kritik und Anerkennung mehr über das eigene Wirken und Handeln zu erfahren.
So entwickelt sich selbst-bewusst-sein und die Entscheidungsmöglichkeit, ob Verhaltensweisen geändert werden sollten.

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