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Wenn der Betroffene "trocken" ist ...

Angehörige und Freunde können ihn dabei unterstützen, auch weiterhin abstinent, das heißt ohne Alkohol, zu leben. Denn schließlich "lauern" überall Verlockungen für den Alkoholabhängigen - angefangen vom Supermarktregal, in dem die alkoholischen Getränke stehen, bis hin zur Feier im Freundeskreis, bei der alle anderen Alkohol trinken "dürfen", nur er nicht.

Es ist für den Abhängigen nicht leicht, abstinent zu leben. Das sollten sich Angehörige und Freunde stets klarmachen!
Sollte Alkohol im Haus sein?

Es gibt keine allgemeingültige Empfehlung, ob im Haushalt behandelter Alkoholkranker weiterhin alkoholische Getränke angeboten werden sollten. Viele "Ehemalige" sagen zunächst, daß es ihnen nichts ausmachen würde, wenn "für Opa" etwas im Kühlschrank stehe, doch die Erfahrung zeigt, daß es ihn nach und nach doch stört. Und es erhöht die Griffnähe, das Risiko, daß in entsprechenden Situationen doch ein Schluck genommen wird. Auch die Angehörigen sollten sich fragen, ob ein zufriedenes Leben ohne Alkohol dadurch aufs Spiel gesetzt werden sollte, weil man meint, gesellschaftlichen Zwängen nachgeben zu müssen.

Sie müssen sich die Situation des "trockenen" Alkoholikers in etwa so vorstellen: Er sitzt auf einem Pulverfaß, das jederzeit hochgehen kann. Wenn erst sehr kurze Zeit seit der Entwöhnungsbehandlung verstrichen ist, ist die Gefahr um einiges größer, daß das Pulverfaß in die Luft fliegt, als nach einigen Jahren der Abstinenz. Doch auch Alkoholabhängige, die schon Jahre oder Jahrzehnte "trocken" waren, können durchaus noch rückfällig werden.
Sollen die Angehörigen Alkohol trinken?

Natürlich ist es den Angehörigen nicht verboten, Alkohol zu trinken - sie sollten ihren Alkoholkonsum jedoch möglichst stark einschränken, nicht zu Hause trinken und auch in Gegenwart des Abhängigen nicht zuviel Alkohol konsumieren. Auf diese Weise zeigen sie dem Abhängigen am ehesten, daß sie ihn unterstützen, denn es erfordert jedesmal eine neue innerliche Auseinandersetzung, mit Menschen zu tun zu haben, die angetrunken oder betrunken sind.

Erinnern Sie sich daran, wie unangenehm Sie es fanden, wenn Ihr Familienmitglied in seiner "nassen" Zeit betrunken nach Hause kam, wie schrecklich Sie es oft fanden, neben einer Person im Bett zu liegen, die eine starke Alkoholfahne hat und wegen des übermäßigen Alkoholkonsums auch noch stark schnarcht? Genauso, wenn nicht als noch schlimmer, empfindet es der "trockene" Alkoholiker, wenn seine Angehörigen etwas trinken.

Trinken Sie daher nur zu besonderen Anlässen etwas, trinken Sie jedoch möglichst nie zu Hause. Erstens müßten Sie dazu Alkohol in die Wohnung bringen, und zweitens könnte der Abhängige auf die Idee kommen, sich dazuzusetzen und ein Glas mit Ihnen zu trinken - und wenn er erst einmal wieder mit dem Trinken angefangen hat, kann er nur schwer wieder aufhören!
Wie steht es mit dem Besuch von Gaststätten?

In allen Gaststätten, Restaurants, bei Musikveranstaltungen, im Theater und in der Oper gibt es Alkohol. Deshalb ist es nicht sinnvoll, Gaststätten oder Restaurants zu meiden, sondern es geht um Einstellungen.

Sie sollten nicht die Verhaltensweisen aus der Zeit der Abhängigkeit fortführen, nur ohne dabei Alkohol zu trinken. Vielleicht sollten Sie sich nicht unbedingt in einer Kneipe treffen, um sich zu unterhalten, sondern Freunde zu sich nach Hause einladen oder Freunde besuchen.

Sie können den Abhängigen nicht dadurch schützen, daß Sie ihm alle Schwierigkeiten (und den Alkohol) aus dem Weg räumen, sondern Sie können ihm dabei helfen, neue Erfahrungen zu machen, ihn dabei begleiten und unterstützen.

Möglicherweise ist es zu Anfang sinnvoll, nicht gerade die Lokale aufzusuchen, die der "trockene" Alkoholiker während seiner "nassen" Zeit besucht hat. Die dort Anwesenden könnten versuchen, ihn erneut zum Trinken zu verführen; auch die Umgebung könnte ihn an sein "früheres" Leben erinnern.

Der "trockene" Alkoholiker sollte sich nicht ganz vom Leben außerhalb seiner Wohnung abkapseln.
Wie steht es mit dem Besuch von Partys?

Auf nahezu jeder Feier wird Alkohol angeboten. Will der "trockene" Alkoholiker eine Party oder ein Familienfest besuchen, muß er akzeptieren, daß die anderen um ihn herum Alkohol trinken. Traut sich der Abhängige nicht zu, damit umgehen zu können, sollte er auf den Besuch der Feier lieber verzichten. Vor allem "frisch Entwöhnte" lassen daher zunächst Party Party sein und treffen sich mit ihren Freunden ein anderes Mal. Nach einiger Zeit können die meisten Abhängigen jedoch auch wieder eine Party besuchen, ohne dabei sofort an Rückfall zu denken.

Wenn "trockene" Alkoholiker eine Party besuchen, sollten sie allerdings gut darauf achten, in welcher Stimmung sie sind - es gibt Tage, an denen "trockene" Alkoholiker anfälliger für einen Rückfall sind. An diesen Tagen sollten Sie lieber nicht zu einer Geburtstags - oder einer anderen Feier gehen. Wenn die Angehörigen die Party dennoch besuchen wollen, sollten sie sich nichts daraus machen, auch allein hinzugehen.
Wie sieht es mit dem Alkohol auf der eigenen Feier aus?

Kein Freund sollte von einem "trockenen" Alkoholiker erwarten, daß er auf seiner eigenen Party Alkohol anbietet. Das wäre ja wohl auch ein bißchen zuviel verlangt! Schließlich müßte der Abhängige den Alkohol auswählen und einkaufen und dürfte hinterher zusehen, wie die anderen sich betrinken. Es ist daher absolut nicht notwendig und auch nicht sinnvoll, daß der "trockene" Alkoholiker auf seiner Party Alkohol bereitstellt.

Wenn Freunde oder Bekannte die Einladung zu der "alkoholfreien" Party ablehnen, sollten sich der Abhängige und seine Angehörigen nichts daraus machen. Wer nicht mal einen Abend aus Rücksicht auf Alkohol verzichten kann, ist entweder selbst alkoholabhängig oder zumindest alkoholgefährdet oder kein echter Freund. Denn wahren Freunden kommt es nicht darauf an, auf einer Party Alkohol zu trinken, sondern sich nett mit den anderen Gästen und natürlich dem Gastgeber zu unterhalten.

Die Stimmung kann auf einer Party auch ohne Alkohol ganz hervorragend sein. Die Laune des Gastgebers, die Musik und die Atmosphäre spielen die entscheidende Rolle, ob die Gäste sich wohl fühlen - nicht der Alkohol!
Nicht mit Samthandschuhen anfassen

Es ist ganz wichtig, daß Angehörige und Freunde nicht alle Probleme vom Abhängigen fernhalten. Er muß lernen, auch nüchtern mit Schwierigkeiten umzugehen. Strategien zur Problembewältigung hat er in der Therapie gelernt - spätestens jetzt ist es an der Zeit, daß er sie auch in der Realität anwendet.

Außerdem ist es auf Dauer gar nicht möglich, den "trockenen" Alkoholiker ständig zu schonen. Die Angehörigen wären mit dieser Aufgabe überlastet.

Nach und nach muß der Abhängige wieder die Aufgaben übernehmen, die ihm die Familie oder Freunde während seiner "nassen" Zeit abgenommen haben. "Trockene" Alkoholiker legen sehr viel Wert darauf, daß man ihnen vertraut und Entscheidungen überläßt - schließlich sind sie in der Lage, ihr eigenes Leben zu führen wie jeder andere auch.
Die Rückkehr zum normalen Leben - nicht immer leicht für die Familie

Für die Familie ist es eine große Umstellung, wenn Abhängige abstinent leben. Manche Angehörigen kommen z. B. nur schwer damit klar, daß sie nun wieder Entscheidungen mit einer weiteren Person absprechen müssen. Hilfe kann hier der gemeinsame Besuch einer Selbsthilfegruppe bringen. Auch sollten die Angehörigen absolut offen über ihre Probleme mit dem "trockenen" Alkoholiker sprechen.

Mit der Abstinenz des Alkoholabhängigen beginnt für die gesamte Familie ein neuer Lebensabschnitt. Die Angehörigen müssen sich auf zahlreiche Änderungen einstellen.
"Oasen der Entspannung" schaffen

Viele Abhängige, die nüchtern sind, können sich nur schwer entspannen - sie meinen, sie könnten nun wieder Bäume ausreißen, und überfordern sich leicht. Die Angehörigen sollten daher verstärkt darauf achten, sowohl für sich als auch für den "trockenen" Alkoholiker regelrechte "Oasen der Entspannung" zu schaffen - das heißt, sich gezielt vom ganz alltäglichen Streß auszuruhen.

Entspannen kann man sich z. B. bei einem Saunabesuch, auf einem Spaziergang durch den Wald oder vielleicht auch bei einer Kanutour auf einem ruhigen Fluß. Solche Mußestunden sind vor allem für den abstinenten Abhängigen sehr wichtig, denn bei vielen zählte ja die mangelnde Fähigkeit zur Entspannung zu den Gründen für den übermäßigen Alkoholkonsum.

Momente der Entspannung und Muße sind für den "trockenen" Alkoholiker keine verlorene Zeit - er kann dadurch den Alltagsstreß abbauen, der ihn früher zur Flasche greifen ließ.
Lob und Zuspruch

Für die Abhängigen ist es vor allem zu Anfang eine ungeheure Leistung, wieder einen Tag ohne Alkohol verlebt zu haben. Das sollten auch die Angehörigen bedenken. Sie sollten deshalb mit Lob und Ermutigung nicht geizen. Das heißt allerdings nicht, daß sie ihn für jede Kleinigkeit überschwenglich loben müssen - dann käme sich der Abhängige eher entmündigt vor. Sie sollten jedoch die Leistung anerkennen, jetzt ohne Alkohol zu leben.
Achtung! Medikamente

Bestimmte Arzneimittel haben ebenfalls ein Suchtpotential, z. B. die Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine. Die Angehörigen sollten deshalb sehr vorsichtig damit sein, dem Abhängigen Medikamente zu verabreichen, wenn er schlecht schläft oder sich nicht entspannen kann.

Andere Medikamente - insbesondere flüssige Arzneimittel - enthalten Alkohol. Der Arzt muß deshalb darauf aufmerksam gemacht werden, daß er möglichst keine Präparate mit Alkohol verschreibt. Bei frei verkäuflichen Medikamenten sollte der Apotheker um ein Mittel ohne Alkohol gebeten werden.
Einen Rückfall nicht überbewerten, aber reagieren!

Rückfälle gehören zu einer Alkoholkarriere fast zwangsläufig dazu. Die meisten Abhängigen greifen im Laufe der Zeit irgendwann einmal wieder zum Alkohol.

Die Gründe für den Rückfall sind ganz unterschiedlich: Oft wird ein Rückfall durch Situationen ausgelöst, die der Abhängige - wie er meint - nicht ohne den Alkohol meistern kann, z. B. die Trennung vom Partner oder der Verlust des Arbeitsplatzes.

Nicht selten überschätzt sich der Abhängige zu einem gewissen Zeitpunkt auch selbst. Er denkt, er könne nun gefahrlos wieder einmal ein Glas Alkohol trinken, weil er ja "weiß", wie man wieder mit dem Trinken aufhört. Möglicherweise bleibt es beim ersten Probieren tatsächlich auch bei einem Glas. Doch darin besteht gerade die Gefahr: Weil der Abhängige es einmal geschafft hat, sich beim Trinken zu beschränken, probiert er bald das nächste Glas und dann wieder das nächste. Irgendwann kann er seinen Alkoholkonsum nicht mehr kontrollieren.

Auch durch Überforderung kann ein Rückfall ausgelöst werden. Wer sich im Beruf oder im Privatleben zu sehr übernimmt und keine Zeit mehr zur Entspannung findet, greift nicht selten wieder zu einem "Entspannungsdrink", um mit den Belastungen besser fertig zu werden.
Ein Rückfall muß kein Rückschritt in die Abhängigkeit sein

Ein Abhängiger, der nach einer gewissen Zeit der Nüchternheit wieder Alkohol trinkt, sollte sein Verhalten unbedingt ernst nehmen, doch es bringt nichts, sich nun Vorwürfe zu machen oder starke Schuldgefühle zu entwickeln. Statt dessen sollte er (bzw. seine Angehörigen) schnell reagieren und Hilfe bei der Selbsthilfegruppe, bei einem Therapeuten oder der Suchtberatungsstelle suchen. Mit der Unterstützung anderer gelingt es meistens rasch, die Motive für den Rückfall herauszuarbeiten und Strategien zu entwickeln, wie aus dem Rückfall kein Rückschritt in die Abhängigkeit wird. Jeder Abhängige sollte sich zudem klarmachen, daß er es in der Hand hat, ob er nach dem Rückfall weitertrinkt oder nicht. Er sollte sich vor Augen halten, daß er wieder nüchtern werden kann, wenn er es will.

Wenn der Abhängige dem Rückfall sofort entgegensteuert, kann es beim einmaligen Griff zur Flasche bleiben.
Die Angst vor dem Rückfall

Nicht nur der Abhängige fürchtet sich vor dem Rückfall, auch seine Angehörigen haben Angst davor, daß sich die Geschichte, die sie bereits einmal durchlebt haben, wiederholt. Doch auch sie sollten sich klarmachen, daß ein Rückfall nicht zwangsläufig wieder in der Abhängigkeit münden muß, wenn sofort gegengesteuert wird. Die Angehörigen sollten daher darauf drängen, daß der Abhängige nach einem Rückfall unverzüglich Unterstützung (z. B. durch die Selbsthilfegruppe) sucht.

Gleichzeitig müssen sich die Angehörigen bewußt sein, daß sie einen Rückfall nicht verhindern können, selbst wenn sie wollten. Es hat daher keinen Sinn, ständig ein Auge auf den Abhängigen zu haben und ihn zu kontrollieren. Das verunsichert ihn nur, und auch für die Angehörigen ist es eine zu große Belastung, wenn sie dauernd auf den Abhängigen acht geben müssen.
Was die Angehörigen tun können, um einen Rückfall zu verhindern

Vorweg gesagt: Eine 100prozentig wirksame Strategie, um einen Rückfall zu verhindern, existiert nicht. Die Angehörigen können aber mit dem Abhängigen absprechen, was sie tun werden, wenn er rückfällig werden sollte.

Eine solche Absprache kann beispielsweise folgendermaßen aussehen: Nach einem Rückfall wird der Angehörige als erstes versuchen, den Abhängigen zu überzeugen, daß er Hilfe suchen sollte. Wenn dieser dazu nicht bereit ist und auch keine weiteren Schritte in die Wege leitet, um gegen den Rückfall anzugehen, wird der Angehörige aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen und vorübergehend bei seinen Eltern/Freunden/Bekannten wohnen, bis er eine eigene Wohnung gefunden hat. Solche Absprachen müssen im Ernstfall jedoch unbedingt eingehalten werden, damit sie Wirkung zeigen.

Außerdem können die Angehörigen darauf drängen, daß der Abhängige regelmäßig eine Selbsthilfegruppe besucht. Noch besser ist der regelmäßige gemeinsame Besuch.
Warnzeichen beachten

Auch können Angehörige auf Warnzeichen achten: Wirkt der Abhängige überlastet und gestreßt, isoliert er sich vielleicht zunehmend von anderen, auch von seiner Familie, oder wirkt er gehetzt und unzufrieden? All dies können Indizien dafür sein, daß sich ein Rückfall anbahnt. Die Angehörigen sollten ihr Familienmitglied auf seine Verhaltensänderungen ansprechen und gemeinsam mit ihm überlegen, was geändert werden kann. Diese Verhaltensänderungen können auch in der Selbsthilfegruppe angesprochen werden.

Auch ein Rückfall kann im übrigen ein Hilferuf sein: Irgend etwas stimmt im Leben des Abhängigen nicht; es muß Abhilfe geschaffen werden. Allerdings muß der Abhängige tatkräftig daran mitwirken, die für ihn unzumutbare Situation zu ändern, die Angehörigen können ihm das nicht abnehmen.

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